Fachberatung gegen Gewalt im Namen der "Ehre"

Die Fachberatung gegen Gewalt im Namen der „Ehre“ von Mäander – individuelle Jugendhilfe, ist seit 2010 eine Beratungsstelle für Betroffene und Ratsuchende zum Thema Gewalt im Namen der „Ehre“ und Zwangsverheiratung aus Südhessen.

  • Mädchen und junge Frauen (12 bis 27 Jahren) können bei uns Informationen, Beratung und Begleitung erhalten.
  • Auch Jungen, junge Männer und Transpersonen erhalten Informationen, Erstberatung und eine Weitervermittlung.
  • Angehörige, Freunde und andere vertraute Personen,
  • pädagogische Fachkräfte, Schulsozialarbeit, Jugendamt und andere Facheinrichtungen

können sich persönlich, telefonisch oder online (auch anonym) melden und beraten werden.

Der Begriff Gewalt im Namen der „Ehre“ steht für unterschiedliche Formen von Gewalt, um vermeintlich die Ehre der Familie zu bewahren oder die verletzte Ehre wiederherzustellen. Dabei gilt die Familienehre als zentraler Wert, an dem sich alle Familienmitglieder zu orientieren haben. Ist diese in Gefahr, wird u. a. durch psychischen Druck, emotionale Erpressung, Freiheitsbeschränkungen, körperliche und/oder sexuelle Gewalt versucht, das Ansehen der Familie zu schützen. Dazu gehören auch Zwangsverheiratungen und Frühehen.

Auslöser für Gewalt im Namen der „Ehre“ können vielfältig sein, wie z. B.:

  • vor- oder außereheliche Beziehung und/oder Schwangerschaft
  • Beziehung oder Kontakte zu Menschen, die die Angehörigen nicht akzeptieren
  • Ablehnung einer arrangierten Ehe
  • Selbständigkeitsstreben (eigene Wohnung, Berufsausbildung, etc.)
  • Trennungs- oder Scheidungswunsch
  • Flirten
  • Unerwünschter Lebensstil (Kleidung, Schminken, Ausgehen, etc.)
  • Bekanntwerden von Homosexualität
  • Sexuelle Selbstbestimmung

Ehrbezogene Gewalt kommt überall dort vor, wo patriarchale Familienbilder mit einer starken traditionellen oder religiösen Komponente starre Werte und Normen vorgeben. Wer versucht, sich diesen Werten und Normen zu entziehen, bringt damit nicht nur Schande über sich, sondern auch über die gesamte Familie. Die Familie versucht daher, die Person – zur Wiederherstellung der Ehre – in ihr Wertesystem zu integrieren. Gelingt dies nicht, wird die Person verstoßen und im schlimmsten Fall getötet.